Was versteht man unter „herausforderndem Verhalten“?

Menschen mit seelischer/geistiger Behinderung und abweichendem Normverhalten werden schnell mit Begrifflichkeiten wie „verhaltensgestört“ und „aggressiv“ etikettiert und ausgegrenzt.

Die relativ neutrale Bezeichnung „herausforderndes Verhalten“ wirkt der Negativ-Etikettierung „verhaltensgestört“ entgegen und lässt noch Raum für den freien Blick auf das Individuum, seine Kompetenzen, Ressourcen und positiven Seiten innerhalb der komplexen Situation. Aber was genau bedeutet „herausforderndes Verhalten“ bei seelischer /geistiger Behinderung? Die Antwort ist kurz: Herausforderndes Verhalten führt dazu, dass sich andere unzulänglich oder hilflos fühlen. Wenn eine Person immer wieder Dinge tut, die andere als nicht gut und sogar als negativ empfinden,  ist das eine Verhaltensauffälligkeit, die das Außen herausfordert.

Herausforderndes Verhalten ist eine Aufforderung an das soziale Umfeld, ein Hilferuf, der viele Gesichter hat.

  1. Verhaltensweisen mit Selbstgefährdung:
    • nach außen hin sichtbare Handlungen wie sich schlagen, kratzen, beißen, sich selbst verstümmeln (extrovertiert)
    • nach innen gewendete Handlungen wie nicht sprechen, kommunikatives und soziales Abkapseln, gestörter Tag-/Nacht-Rhythmus (introvertiert)
  2. Verhaltensweisen mit Fremdgefährdung wie Drohungen, körperliche Attacken wie spucken, kratzen, schlagen, beißen etc.
  3. Verhaltensweisen mit Sachaggressionen, z.B. Geschirr hinunterwerfen, am Tischtuch ziehen, etc.
  4. Verhaltensweisen, die als unangebracht und sehr störend im Zusammenleben empfunden werden wie Tics, Distanzlosigkeit, fremde Räume betreten, mit Kot schmieren, schimpfen, schreien, lautieren, Routinezwang, Stereotypien etc.